Raffinierter Anverwandler: Der irische Schriftsteller John Banville wird siebzig Jahre alt
VON FRANZISKA AUGSTEIN
Mittlerweile wurde John Banville mit mindestens fünfzehn Preisen ausgezeichnet. Welcher von allen ihn am meisten freute, der Allied Irish Banks Prize von 1973 oder der hochangesehene und noch besser dotierte Prinz-von-Asturien-Preis von 2014, ist nicht überliefert. Die Kritiker nennen am liebsten den Man Booker Prize, den wichtigen britischen Literaturpreis. Ihn erhielt John Banville im Jahr 2005 für seinen Roman „The Sea“, dessen Titel wie die meisten von Banvilles Titeln angenehm geringe Anforderungen an die Übersetzer stellte.
Möglicherweise weil sein Vater in einer Autowerkstatt arbeitete, während seine Mutter mit wenig Haushaltsgeld drei Kinder großzog, hat Banville auch als Schriftsteller ein Auge darauf gehabt, dem praktischen Leben und dem Gelderwerb nicht abhanden zu kommen. Von 1988 bis 1999 arbeitete er als Literaturredakteur bei der Irish Times. Selbst in den späten Neunzigerjahren war der Redakteur Banville am Telefon zuvorkommend, ja nett – und das, obgleich er schon ein bekannter Schriftsteller war, der ziemlich gut verdiente. Er folgte nicht der Devise des Mannes in einem berühmten Cartoon des New Yorker, der einen Gruß zurückweist mit den Worten: „Ich bin auf dem Weg von der Wiege zur Bahre und kann mich nicht mit Höflichkeiten aufhalten.“
Nachdem Banville seine Stelle bei der Irish Times aufgegeben hatte, merkte er, dass er als Autor der Literatur, wie er sie liebt, noch nicht ganz ausgelastet war. Vielleicht wollte er am Schreibtisch auch einfach mal wieder nur Spaß haben. Seit 2007 hat er unter dem Pseudonym Benjamin Black Kriminalromane verfasst. Der Name Black ist Programm. Ein Schwarzseher ist Banvilles Pathologe Quirke denn auch allerweil, wobei man wissen muss, dass das englische Wort „quirky“ in den Lexika mit „sonderbar, verschroben“ übersetzt wird. Sieben Quirke-Romane hat Banville inzwischen geschrieben, dazu zur Abwechslung den Philip-Marlowe-Roman „The black-eyed Blonde“ (2014, dt. „Die Blonde mit den schwarzen Augen“, 2015).